Ferdowsi

Persische Sprache

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Die persische Sprache oder kurz: Persisch (lokal: فارسی Fārsi oder پارسی Pārsi; in Zentralasien auch درى Dari genannt) ist die wichtigste indogermanische Sprache im südwestlichen Asien. Sie gehört zum iranischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie.

Persisch wird von ca. 70 Millionen Menschen als Muttersprache und von weiteren 60 Millionen als Zweitsprache gesprochen, die vor allem im Iran und in angrenzenden Gebieten leben. Etwa 35-40 Millionen Muttersprachler leben im Iran, weitere 15 Millionen in Afghanistan (lokal Dari genannt), 15 Millionen in Tadschikistan und in Teilen Usbekistans, Pakistans und Indiens. Daneben gibt es bedeutende Persisch-sprachige Gemeinden in Bahrain, Irak(Erak) und in den USA.

Kleinere Sprachinseln gibt es unter anderem in Georgien, in Aserbaidschan und im Pamir-Gebirge. Starken Einfluss hat Persisch auch auf Schrift und Sprache in Usbekistan und Kirgisistan genommen sowie auf Urdu (Pakistan) und Türkisch, in geringerem Maß auch auf Arabisch und auf die Sprachen des heutigen Indiens. Die Deutsche Welle sendet auch in Persisch (Persisch - Afghanisch-Persisch).

Persisch ist Amtssprache im Iran, in Tadschikistan und in Afghanistan; in Tadschikistan wurde es ab 1928/29 erst in lateinischer, seit 1939/40 in kyrillischer Schrift geschrieben.

Viele persische Wörter wurden in europäische Sprachen übernommen. Im Deutschen kennt man unter anderem die Wörter „Basar“ (bazaar), „Scheck“, „Karawane“, „Pistazie“, „Schach“, „Paradies“, „Schal“ und „Magier“.

Der Language Code ist fa bzw. fas oder per (nach ISO 639).

Ursprung des Wortes Persisch

Das Wort Perser hat seinen Ursprung im Wort Persis, einer Region im Süden des heutigen Iran und einstiges Zentrum des persischen Weltreiches. Pars war die Altbezeichnung für Persien sowie der Name der heutigen Provinz Fars.

Die Anhänger Zarathustras in Indien werden als „Parsen“ und die persisch-sprechenden Einwohner in Afghanistan als Parsiwan bezeichnet.

Das Wort war ursprünglich der Name nur eines einzigen iranischen Stammes. Doch nach dem Siegeszug der Makedonen, die alle iranisch-stämmigen Menschen im Perserreich Perser nannten, wurde dieser Begriff immer mehr zur Selbstbezeichnung der persischsprachigen Bevölkerung dieser Region, die iranischer Abstammung war.

Die Araber, die im 7. Jahrhundert n. Chr. Persien im Zeichen des Islam eroberten, konnten den Laut „p“ nicht aussprechen. Somit wurde das alte griechisch-persische Parsi zu Farsi. Heute ist dieser Begriff sowohl der Name der Bevölkerung, als auch umgangssprachlich der Name der persischen Sprache.

Bis zum Siegeszug der Araber war das Wort Parsi keine Selbstbezeichnung der Perser. Wie alle iranischen Stämme bevorzugten auch sie die Identität ihrer arischen (=iranischen) Vorfahren, und bezeichneten sich selbst Iranier und ihr Land Iran (mit verschiedenen Aussprachen: Aryana, Eran, Eron, Iran-Shahr etc.)

So bezog sich der Prophet Zarathustra direkt auf die iranischen Völker, und auch der persische Dichter Ferdousī erzählt in seinem Schāhnāme von Iran und Iraniern.

1936 bat der damalige Staat Persien die internationale Gemeinschaft, das Land fortan nur noch Iran zu nennen – unter massiven Protesten des Nachbarstaates Afghanistan, welcher, wie heute auch Tadschikistan, ebenfalls den Begriff kulturell für sich beansprucht.

Heute unterscheidet man zwischen:

Kurze Geschichte der persischen Sprache

Das Persische wird seit der Islamisierung in kuffischer Schrift geschrieben, aber mit einigen zusätzlichen Buchstaben wegen der sehr unterschiedlichen Sprache. Es besitzt zahlreiche arabische Lehnwörter sowie eine umfangreiche Literatur.

Die Entwicklung der iranischen Sprachen wird in drei Perioden gegliedert:

Altiranisch

Von den altiranischen Dialekten sind nur Altpersisch und Avestisch ausreichend dokumentiert, die anderen Sprachen dieser Gruppe nur indirekt. Die Bezeichnung „Avestisch“ der nordöstlichen Sprache im antiken Perserreich kommt von der Avesta, den heiligen Schriften des Zoroastrismus. Abgesehen von seiner religiösen Verwendung starb es aber schon Jahrhunderte vor dem Aufkommen des Islam aus; wahrscheinlich löste sich die Sprache im verwandten Baktrisch auf. Das Altpersische ist aus dem Südwesten des Achämenidenreiches (um 560 bis 330 v. Chr.) in Keilschrift-Texten überliefert. Gesprochen wurde es dort länger, als Verwaltungssprache diente aber eher das Aramäische. Altpersisch und Avestisch sind dem Sanskrit und damit dem Ur-Indogermanischen sehr nahe; sie gehören ebenso wie Griechisch und Latein zu den flektierenden Sprachen, und sind die Vorfahren des heutigen Neupersisch.

Im Unterschied zu den jüngeren Sprachstufen hatte das Altpersische noch eine komplexere Grammatik mit bis zu sieben Kasus und drei Genera. Auch der Dual ist neben Singular und Plural noch erhalten.

Die für das Altpersische verwendete Keilschrift wurde eigens dafür erfunden und ist eine rechtsläufige gemischte Laut- und Silbenschrift (wie die indischen Schriften), die durch 8 Wortzeichen und besondere Zahlzeichen ergänzt wird. Überliefert sind vor allem Monumentalinschriften auf Felsen oder Gebäuden. Meist steht neben der altpersischen Version noch eine elamische und eine babylonische.

Mitteliranisch

Mitteliranisch waren nicht nur Mittelpersisch und das ihm verwandte Parthische, sondern auch einige andere Sprachen Zentralasiens, wie z.B. Baktrische Sprache, Choresmische Sprache, Sakische Sprache oder Sogdische Sprache. Parthisch wurde im Arsakidenreich (etwa 250 vor- bis 226 nach Christus) gesprochen. Es ist gut durch Inschriften der ersten Sassaniden-Könige dokumentiert, obwohl es damals schon langsam ausstarb. Es beeinflusste aber das Mittelpersische (auch als Pahlavi und manichäisch bekannt), die Sprache des Sassanidenreichs (226-641).

Mittelpersisch ist grammatisch einfacher als Altpersisch und wurde meist in einer Aramäischen Schrift aufgezeichnet - also mit Buchstaben, die zum Teil mehrere Laute repräsentieren. Es verlor nach der Eroberung Persiens durch die Araber (7. Jahrhundert) an Bedeutung, doch wurde seine Literatur vielfach ins Arabische übersetzt. Leider gingen nach der Islamisierung die meisten Schriften verloren.

Andere mitteliranische Sprachen des sassanidischen Raums und Zentralasiens sind Charismisch (Corismisch) in Choresm, Soghdisch im Land Sogdiana, Baktrisch in Baktrien (heute Nordafghanistan) und Sakisch unter einigen Skythen in Chinesisch-Turkistan und für buddhistische Schriften. In sogdischer Sprache entstand sowohl christliche als auch buddhistische und weltliche Literatur. Baktrisch ist in einigen Inschriften erhalten, die unlängst in Afghanistan und Zentral-Asien entdeckt wurden, charismische Texte entstanden auch noch nach der Islamisierung.

Das Neupersische

Neupersisch bedient sich der perso-arabischen Schrift

Neupersisch entwickelte sich bis zum 9. Jahrhundert als internationale Standardsprache von Zentral- und Südwestasien. Das in hebräischer Schrift geschriebene Persisch-Jüdisch ist als frühestes Zeugnis der neupersischen Sprache von besonderer Bedeutung. Sie besitzt neben parthischen und mittelpersischen Anteilen auch solche aus anderen iranischen Sprachen. In seiner Allgemeinheit ist das Neupersische eine Mischung der wichtigsten Sprachen des antiken Iran. Auch wenn die Sprache heute Persisch heißt, sind ihre Ursprünge nicht ausschließlich dem aus der Provinz Fars stammenden Altpersischen oder Mittelpersischen zuzuordnen. Da sich die Sprache in Zentralasien entwickelte, ist es wahrscheinlich, dass die ostiranischen Sprachen (Baktrisch, Parthisch, Sogdisch) diese Sprache erheblich beeinflusst haben. Die Anzahl parthischer und sogdischer Lehnwörter im modernen Neupersisch ist beträchtlich, aber im Kernbereich ist die ursprüngliche persische (südwestiranische) Basis immer noch erkennbar.

Neupersisch ist die Kultur- und Amtssprache im Iran, in Afghanistan und in Tadschikistan und wird in einer um vier Buchstaben erweiterten syrisch-aramäischen („arabischen“) Schrift geschrieben. Doch ist das Verhältnis zwischen gesprochenem Neupersisch und arabischer Schrift als problematisch einzustufen. Persisch hat eine regelmäßigere und daher einfachere Grammatik als Mittelpersisch, sowie ein einfaches Lautsystem und viele arabische Lehnwörter. Viele altpersische Flexionen gingen verloren (z. B. die Kasusflexion), ebenso wie das grammatische Geschlecht. Solche Sprachvereinfachungen (insbesondere bei Flexionen) treten in vielen modernen Sprachen auf – z. B. im Englischen, Französischen und Neugriechischen.

Indogermanische Wurzeln

Außer den kulturellen Ähnlichkeiten der indogermanischen Völker bestehen noch heute Ähnlichkeiten im Wortschatz dieser Sprachen. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

  1. Lehnwörter (Auswahl an persischen Lehnwörtern im Deutschen)
  2. gemeinsamer indogermanischer Wortschatz (bei Vergleich älterer Sprachstufen größere Gemeinsamkeiten)
  3. Zufall, Lautmalerei etc.

Auf die indogermanische Verwandtschaft zahlreicher persischer Begriffe ist durch die komparative Methode sowie die Gesetze über die Lautverschiebung zu schließen.

Da Zeichen zur Darstellung von Alt- und Mittelpersisch fehlen, es werden nur Neupersisch und Altgriechisch in Originalschrift angegeben.

Dies sind nur einige Beispiele. Wer die Zahlen von 1 bis 10 auf Persisch kennt, kann sie auch im Polnischen verstehen. Die Ähnlichkeiten zwischen den älteren Sprachstufen (altpersisch, avestisch) und Sanskrit sind nicht nur anhand des Wortschatzes am deutlichsten. Altgriechisch weist auch besonders enge Verwandtschaft auf.

Eine Besonderheit besteht im Persischen darin, dass ursprüngliche Konsonantengruppen der indoeuropäischen Wurzel im Anlaut durch einen Vokal aufgebrochen wurden, vgl. z. B. b[a]râdar „Bruder“, g[e]reftan „er-greifen“, s[e]târe „Stern“. Diese Entwicklung dürfte unter dem Einfluss des Arabischen geschehen sein, da sie erst im Neupersischen zu finden ist, welches während und nach dem Arabersturm entstand.

Dari

Dari, die neupersische Schriftsprache, ist die literarische Abkürzung der persischen Wörter Parsi-e Darbâri. Wörtlich übersetzt bedeutet das persische Wort Dar „Tor“, „Tür“, „Schwelle“ während das Wort Bâr „Audienz“, „Anhörung“ bedeutet. Darbâri bedeutet also wörtlich übersetzt „Tor zur Audienz“ und im erweiterten Sinn „königlicher Hof“; Parsi-e Darbâri bedeutet „Persisch des königlichen Hofes“ und entwickelte sich als Schriftsprache im 9. Jahrhundert n. Chr. aus dem Mittelpersischen in den kulturellen Zentren der persischen Samaniden in Zentralasien. Von dort aus verbreitete sie sich in ganz Persien. Der erste Autor der Literatur des Dari ist Rudaki. Der in der azarbaijanischen Stadt Gäncä geborene Nezāmī leistete mit seinen Pandsch Gandsch („fünf Schätze“) einen großen Beitrag zur Entwicklung der Dari-Literatur.

Im Gegensatz zum normalen Persisch handelt es sich bei Dari um die geschriebene Sprache, nicht um die gesprochene Sprache. Dari ist quasi das Skelett des modernen Neupersisch, welches in Afghanistan, Tadschikistan und im Iran die offizielle Landessprache ist. Dari kennt keine Dialekte und ist auch selbst kein Dialekt. Jedoch kann man alle Dialekte des modernen Persisch auf seine geschriebene Urform Dari zurückführen.

Parsi-e Darbâri („Neupersisch“) bedient sich, im Gegensatz zum Parsi-e Pahlavi („Mittelpersisch“), der syrisch-aramäischen (arabischen) Schrift und beinhaltet viele arabische Wörter und Fachbegriffe – besonders aus der Wissenschaft und Theologie.

Dari war lange Zeit die Lingua Franca des Orients und dient auch heute als solche in vielen Teilen Zentral- und Südasiens. Zudem gilt Dari als die Sprache des Sufismus, des mystischen Islams. Einige der größten Werke des Sufismus, unter anderem die Werke der Dichter Rumi, Hafiz, Saadi, Omar Chayyām, Onsori und Ansari, wurden in Dari verfasst.

Als Musterwerk des Parsi-e Darbâri gilt das Schāhnāme („Buch der Könige“) des Dichters Abū l-Qāsem-e Ferdousī. 35 Jahre arbeitete der Dichter an diesem Werk, das eines der frühesten Werke des Neupersischen ist und zudem nur sehr wenige Fremdwörter (arabische Wörter) enthält. Bis heute hin ist Ferdousīs Schāhnāme die Basis des persischen Nationalbewustseins im Iran, in Afghanistan und – vor allem – in Tadschikistan.

Seit einiger Zeit wird des Öfteren das Wort Dari mit „afghanisches Persisch“ übersetzt. Das ist in der Tat eine falsche Übersetzung. In den 1960er Jahren wurde im Zuge der Paschtunisierung Afghanistans immer mehr versucht, die persische Kultur und Geschichte Afghanistans zu entfremden und der paschtunischen Kultur unterzuordnen. So hießen persische Lesebücher bis in die späten 1960er noch „Persisch-Lehrbücher“, wurden dann in „Parsi-e Dari Lehrbücher“ umbenannt und schließlich nur noch zu „Dari-Lehrbücher“ reduziert.

Arabische Lehnwörter im Persischen

Ein großer Teil des heutigen persischen Wortschatzes stammt aus dem Arabischen, wobei sich trotz angepasster Aussprache exakt an die ursprüngliche arabische Orthographie gehalten wird. Für viele dieser Wörter gibt es persische Entsprechungen, die aber zum Teil einer anderen Stilebene zuzuordnen sind oder schlicht seltener verwendet werden. Besonders deutlich wird der Einfluss des Arabischen bei den zusammengesetzten Verben, die oft aus einem arabischen Substantiv und einem persischen Verb mit vergleichsweise unspezifischer Bedeutung (z. B. „machen“ oder „geben“) bestehen.

Umgekehrt hat auch das Arabische zahlreiche Wörter aus dem Persischen entlehnt. Viele iranische Wörter sind als Lehnwörter durch iranische Vorherrschaft, insbesondere durch die persischsprachige Mogulherrschaft, nach Indien gelangt. Auch Turksprachen, vor allem die alte Osmanische Sprache, haben viele persische Lehnwörter.

Sonderzeichen

Das heutige Persisch wird mit arabischen Buchstaben geschrieben (Zur lateinischen Umschrift siehe Persische Transkription). Um verschiedene Laute wiedergeben zu können, die es im Arabischen nicht gab, wurde das arabische Alphabet um vier Buchstaben erweitert. Das persische Alphabet umfasst insgesamt 32 Buchstaben.

Persische Literatur

Das wohl bekannteste Werk der persischen Literatur im Westen ist die Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht, eine Nacherzählung vieler iranischer Volkssagen und Märchen.

Geprägt wurde das heutige Persisch vor allem durch die persische Dichtkunst. Zwei bekannte Dichter Persiens waren Saadi und Hafes. Auch Goethe ließ sich im West-östlichen Diwan von Hafes inspirieren. Andere bekannte Dichter sind Rumi, Omar Chayyām, Rudaki, Ferdousī oder Dschami. Auch viele Werke von persischen Wissenschaftlern – wie z. B. der Mathematiker al-Chwarizmi oder der Arzt Ibn Sina (Avicenna) – sind hier zu erwähnen.